Britisch Kurzhaar
Hallo, ciao, ciao, guten Tag, miau!
Wusstest du schon, dass zwischen euch und uns eine lange, turbulente, aber auch tiefe Freundschaft besteht? Schon im Alten Ägypten haben wir Katzen euch Menschen gezeigt, dass wir super mit euch zusammenleben können. Die Ägypter hatten riesige Getreidespeicher, in denen sie die Ernten guter Jahre einlagerten, um für schlechte vorzusorgen. Damit haben sie für die gesamte Region vorgesorgt, das steht sogar so in der Bibel. Und jetzt rate mal, wer diese Getreidespeicher mäusefrei gehalten hat? Miau! Wir nämlich. Das hat sich also richtig ausgezahlt für die Menschen. Irgendwann fanden die das so gut, dass sie sogar mehr als einverstanden damit waren, dass wir dort waren. Sie haben angefangen uns zu versorgen, zu hegen und zu pflegen – was sage ich, sie haben uns vergöttert!
Weil wir schon immer nicht nur gute Jäger, sondern auch wahre Neugiernasen waren, sind ein paar von uns dann so nach und nach auf Schiffen mitgefahren (muss ich erwähnen, dass es auf Schiffen auch Mäuse gibt?). So sind wir dann auch bis nach Rom gekommen. Zugegeben, die Römer, die sonst so schlau waren, haben eine Weile gebraucht, bis sie gemerkt haben, was sie an uns Katzen als Schädlingsjäger und Bekämpfer wirklich hatten. Aber so ist es eben manchmal.
Trotzdem heißt es, dass römische Soldaten einige von uns mit nach Großbritannien brachten – wieder der Mäuse wegen, war ja klar. Also, mitgenommen haben sie uns, aber abgesehen davon haben sie sich nicht weiter um uns gekümmert. Sie haben ihren Job gemacht, wir unseren und das Privatleben blieb auch jedem selbst überlassen (holla! Über die Menschen gibt’s da ja so einige Geschichten, lies doch mal die Artussage.)
Wir Katzen jedenfalls haben munter untereinander geheiratet und über uns selbst bestimmt. Nun ist Großbritannien ja bekanntlich eine Insel. Wenn man über die Landesgrenze tritt, bekommt man automatisch nasse Füße, weil man im Meer landet.
Umgekehrt kamen so auch wenig bis keine anderen Katzenrassen neu dazu. Über die Jahre haben sich unsere Vorfahren daher gut an ein Leben auf der nebligen Insel angepasst. So entstand eine eigene britische „Bauernhofkatze“ mit einem robusten Körperbau, einem dem englischen Wetter entsprechenden wasserabweisenden, dichten, plüschigen Fell und einem freundlichen, sanften Charakter.
Es hätte alles so schön sein können, aber ihr Menschen habt ja leider hier und da in der Geschichte ein wenig danebengegriffen. Das habt ihr aber zwischenzeitlich schon selber verstanden, oder? Das Mittelalter und die frühe Neuzeit waren für uns Katzen nämlich wirklich nicht so toll. Aus irgendeinem Grund haben die Leute damals geglaubt, wir würden Unglück und Seuchen verbreiten. Pah. Außerdem wurden wir oft als Begleiter von Hexen angesehen. Deshalb wurden gerade schwarze Arten verfolgt und getötet. (Hallo?! Nur weil wir starke Frauen schon immer sehr mochten?! Unfassbar!)
Erst später, so nach dem 15. Jahrhundert, haben wir wieder zueinander gefunden. Dann fand irgendwann euer Adel besonderen Gefallen an uns. (Mich wundert das ja gar nicht. Schließlich sind wir nicht nur tolle Helfer, sondern auch echte Charaktertypen. Und wie es ist, fürs Nichtstun bewundert zu werden, damit kannte sich der Adel ja schließlich aus …)
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts haben sich dann erstmals welche von euch Gedanken darüber gemacht, welche von uns besonders gut zusammenpassen würden. Kuppelei für Katzen sozusagen! Jane Austen lässt grüßen. Ganz vorne dabei war Herr Harrison Weir (1824 bis 1906). Auf der ersten Katzenausstellung in London, im Crystal Palace 1871, war es dann soweit: Was früher einmal „einfache“ englische Straßenkatzen waren, wurden jetzt als Britisch Kurzhaar vorgestellt und präsentiert.
Ab diesem Zeitpunkt ging es richtig los. Sehen und gesehen werden, war das Motto dieser Zeit, für Menschen wie für Katzen. Es fanden regelmäßig Katzenausstellungen statt, die für die Oberschichten gesellschaftliche Anlässe waren. Die Menschen fanden besonders blaue Katzen schön. Deshalb begannen Britisch-Kurzhaar-Züchter verstärkt, diese Farbvariante zu züchten. So entstand die Rassebezeichnung Britisch Blue. Auch aus anderen Ländern, etwa aus Russland, wurden blaue Katzen nach England importiert. Irgendwann habt ihr Menschen euch dann überlegt, was für uns Britisch-Kurzhaar-Katzen typisch sein soll (ihr nennt das Rassestandards).
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war mit seinen Weltkriegen für die Menschen und auch die Katzen eine schwere Zeit. Wo es ums Überleben geht, steht „Familienplanung“ oft nicht mehr gerade weit oben auf der Prioritätenliste — bei Menschen wie bei Katzen. Dadurch wurden nicht zuletzt die Britisch Kurzhaar- und auch die Kartäuserkatzen sehr selten. Uns fehlten die Kater! Deshalb habt ihr Menschen euch nach längeren erfolglosen Versuchen schließlich bei den Perserkatzen nach geeigneten Zuchtpartnern für uns umgesehen. Als „Britisch Kurzhaar“ wurden derlei Nachfolger aber erst nach drei Generationen akzeptiert. Die Einkreuzung mit Persern veränderte das Aussehen von uns „Briten“ deutlich: Die Schnauzen wurden kürzer, der Kopf runder und die Backen waren ausgebildeter.
Um den Genpool zu vergrößern und Inzuchterkrankungen zu vermeiden, begann man schließlich, Kartäuser und Briten untereinander zu kreuzen. Dadurch glichen sich die beiden Rassen immer mehr an. Dies führte letztlich dazu, dass sie 1970 vom Weltverband FIFe („Fédération Internationale Féline“) zu einer Rasse zusammengeführt wurden. Erst 1977 wurde die Chartreux (Kartäuser) wieder zu einer eigenständigen Rasse.
Heute sind wir Britisch-Kurzhaar-Katzen in Europa eine der beliebtesten Katzenrassen. Wenn du dich hier auf der Seite umschaust, entdeckst du bestimmt auch, warum: Wir sind einfach toll – knuffig, wie freundliche, umgängliche Teddybären mit einem angenehmen und freundlichen Charakter. Mit uns kann Mensch einfach gut befreundet sein!